Kraas zur BVB Krise


Zeitungsinterview mit unserem Schatzmeister Eugen Kraas zur finanziellen Krise des BVB
(geführt mit der Westfalen Post)



“Beim BVB regierte der Grössenwahn”

“Wir alle wussten ja, dass der Verein hoch verschuldet ist. Aber, dass es so schlimm kommt...”. Kraas schüttelt den Kopf. In der Zentrale des grössten Fanclubs des “Noch-Bundesligisten” Dortmund läuft das Telefon heiss. Jeder weiss, Kraas hat einen direkten Draht ins BVB-Hauptquartier. “Weisst du Näheres?” Immer neue Hiobsbotschaften muss der Schatzmeister des Fanclubs Oeventrop-Freienohl den Mitgliedern mitteilen. “Das war eine Woche”, stöhnt Kraas. Eine Woche, die der 54-Jährige am liebsten schnell aus dem Gedächtnis streichen würde.

Von den Zinsen überrollt

Dabei hätte alles ganz anders kommen können. Nach der Niederlage gegen Cottbus und der verpassten Teilnahme an der Champions-League hätte, so Kraas, sofort gehandelt werden müssen. “Wenn ich Schatzmeister des BVB gewesen wäre, da hätte ich schon damals sofort ein Sanierungskonzept auf den Tisch gelegt.” Wäre es nach dem Oeventroper gegangen, wären die Spielergehälter um 50 Prozent gekürzt worden. “Von Stars, die nicht mitgezogen haben, hätten wir uns trennen müssen.”
Aber die Vereinsführung habe die Dinge einfach laufen lassen, “bis sie von den Zinsen überholt wurde.” Krass nennt die Dinge beim Namen: “Grössenwahnsinn! Der Fehler liegt bei Borussia Dortmund. Mit aller Macht wollten sie mit Bayern München gleichziehen.” Ein Beispiel sei die neu gebaute Geschäftszentrale. Es ist, als habe Kraas eine Ahnung gehabt: “Jedes Mal, wenn wir da vorbei gefahren sind, habe ich hinaufgeschaut und gedacht, das Ganze muss doch finanziert werden.”

Auch zu Oberligaspielen

Trotz jahrzehntelanger Bindung zur Borussia - Kraas nimmt kein Blatt vor den Mund: “Man hätte viel früher handeln müssen. Das sind doch alles studierte Leute und nicht auf den Kopf gefallen.” Jetzt könne der Verein froh sein, dass die Gläubiger doch noch auf den Zug aufgesprungen seien. Ein Zug, der Kurs nimmt in Richtung Amateurliga? Das Derby “Auf Schalke” am 14. Mai könnte das vorerst letzte sein. Noch hat der Verein die Lizenz für die kommende Bundesligasaison nicht in der Tasche. Der Grossteil der Fans steht dennoch entschlossen hinter der Borussia: “Und wenn es ganz dicke kommt, dann fahren wir selbst zu Oberligaspielen. Irgendwann geht es wieder bergauf.
Um die eigene Kasse braucht sich Kraas, Schatzmeister des europaweit mitgliederstärksten Fußball-Fanclubs, keine Sorgen zu machen: “Wir schreiben schwarze Zahlen.” Für das Heimspiel gegen Mainz am Samstag gibt es nur noch Stehplatzkarten. “Die Resonanz ist unglaublich, trotz aller Unruhe. Wo gibt es das sonst?”

(c) Westfalenpost 2005

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